Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Ich teilte meine Beobachtungen mit und fragte den Nachbarn, ob er vielleicht mit mir gucken würde, ob da irgendwas in der Kellerdecke zu sehen wäre. Wir gingen in den Keller, machten Licht und ich fand die Stelle, worüber sich mein Schlafzimmer befand. Wahrhaftig, da etwas in die Holzdecke eingelassen, es sah aus wie eine Luke. "Super, da wäre ich nie drauf gekommen. Gut, dass Sie gefragt haben!" sagte ich zu meinem Begleiter.
"Hoffentlich ist sie nicht abgeschlossen." Ich überlegte: "Und genau da steht das Doppelbett drauf, ein Stuhl und der Koffer. Aber wir können ja mal probieren." Ich drehte an dem Knopf. Sie war nicht abgeschlossen. Der Nachbar, viel größer als ich, versuchte die Klappe über seinem Kopf mit der Hand anzuheben. Immerhin, einen kleinen Spalt ließ sie sich öffnen. Allerdings war die Kellerdecke hoch und die Luke wegen dem darauf stehenden Gewicht kaum zu heben.
"Wir brauchen was, um etwas dazwischen zu stecken, damit es nicht immer wieder zugeht." meinte mein Helfer. Ich fand schmale Holzbalken, die wir dazwischen klemmten. Hm, immer noch viel zu schmal und von oben viel zu viel Gewicht, um da rein zu kommen. Würde das überhaupt gehen: Das schwere Bett hochheben?
"Wissen Sie was, ich brauche was stabiles, wo ich mich draufstellen kann, dann gucke ich mal", sagte ich. Ich fand zwei Böcke und in der Garage eine Schaltafel. Der Platz unter der Luke war eng, aber es passte. Ich stellte mich gebückt auf das gebaute Podest und wollte mit Kopf, Nacken und Schultern die Klappe in die Höhe stemmen. Mit aller Kraft drückte ich dagegen und konnte wahrhaftig das Gewicht von Bett, Stuhl und Koffer bewegen. Der Spalt war jetzt ca. 30 cm hoch, dass ich theoretisch durch klettern könnte. Allerdings war es auch etwas gefährlich. Wenn ich abrutschte, konnte mir die Luke mit dem Gewicht auf den Nacken schlagen. Ich musste ja die ganze Zeit das Gewicht von oben halten.
Trotzdem. Ein Lichtblick. "Das könnte gehen", freute ich mich. "Ja, aber sie brauchen was zur Absicherung, damit sie sich nicht verletzen", entgegnete mein Nachbar.
Er wollte sich in der Garage nach was passendem umsehen. Ich versuchte mit der Hand über die Luke zu greifen und die inzwischen herunter gepurzelte Wäsche zur Seite zu schieben, damit der Ballast leichter wurde. Ich hörte wie nebenan Glasflaschen auf den Betonboden gestellt wurden.
Aber wie sollte ich da hochkommen? Der Höhenunterschied zwischen dem Podest und dem Fußboden in der oberen Etage war zu hoch. Ich hätte nicht genug Kraft, um mich selbst dort hochzuheben und das Gewicht auf der Luke hochzustemmen. Mein Mann wohl wahrscheinlich, aber der war ja noch draußen auf dem Balkon.
"Jetzt brauche ich nur noch eine Leiter, damit ich seitlich an der Wand hochklettern kann. Ich gucke mal", sagte ich. Während ich suchte, kletterte der Nachbar auf die Böcke, wuchtete Luke, Bett & Co. hoch und klemmte einen leeren Wasserkasten unter das angehobene Bett, so dass es gesichert war und ich nicht am Nacken oder Bauch gequetscht würde, sollte ich abrutschen und das ganze Gewicht auf mich fallen. Ungefährlich war es nicht. Doch das war mir egal.
Ich wollte da rein. Ich wollte alles versuchen, um da endlich wieder rein zu kommen und meinen Frieden zu haben.
Im Keller fand ich eine Trittleiter. Die stellte ich gegen die Wand neben die aufgebauten Böcke. Ich hielt mich oben fest und mit den Füßen kletterte ich Tritt für Tritt auf der Leiter empor, während ich die Luke mit Kopf und Schultern gegen den Druck von Bett und Stuhl weiter hochhob und so mit meinem Körper höher kam. Irgendwann war ich so weit, dass ich mit dem Fuß auf den Teppichboden gelangen konnte und zog mich Zentimeter für Zentimeter durch den schmalen Spalt hoch. Dann war ich drin und die Luke schlug zu.
Es hatte geklappt! Ich war wahrhaftig rein gekommen!!!!
Aus eigner Körperkraft hatte ich es geschafft und dank Hilfe von außen. HÜPF!
Voller Glückseligkeit öffnete ich meinem Mann die Terrassentüre, der es kaum glauben konnte. Minu kam freudig auf mich zugelaufen. Schnell schloss ich die Haustüre auf und rannte wieder in den Keller. Der hilfsbereite Nachbar hatte schon angefangen, alles wegzuräumen. Heilfroh bedankte ich mich für seine Hilfe und bekräftigte nochmal, dass wir es ohne seine Hilfe nicht geschafft hätten, weil ich gar nicht auf die Luke gekommen wäre. Erst durch seine Frage sei ich darauf gekommen.
Er wünschte uns noch einen schönen Urlaub und verabschiedete sich. Ich fragte nach seiner Adresse, damit ich mich bedanken könne und er kam mit hoch. Dort schilderten wir ihm den Hergang ausführlicher, weil er verständlicherweise nicht verstand, wie wir uns ausgeschlossen hatten, da es ja üblich ist, dass sich Terrassentüren wieder aufschieben lassen, solange man sie nicht von innen verschließt. Wir zeigten ihm die nun neu kennen gelernten, verhängnisvollen "dänischen Schnappschlösser", die heutzutage so sicherlich nicht mehr gebaut werden.
Nach dem Urlaub schickten wir ihm und seiner Familie ein Dankeschön. Einige Zeit später erhielten wir eine süße Karte, worauf die beiden meinten, dass das kleine abendliche Abenteuer auch ihre Urlaubserinnerungen bereichert hätte und ihre Kinder fänden die Geschichte superspannend. :-))
Was bin ich froh, dass Hilfe da ist, wenn wir sie brauchen und ich danach frage. Was bin ich froh, dass wir so einen glücklichen Ausgang erleben durften. Was bin ich froh, dass ich als Kind im Stall die schmale, an der Wand befestigte Leiter durch ein schmales Loch auf den Heuboden klettern musste, um Heu runter zu werfen. All das konnte ich jetzt nutzen!
Wie verrückt war unser Erlebnis? Terrassentüren, die sich nicht von außen öffnen lassen, obwohl sie nicht abgeschlossen waren. Wie oft war das an diesen Türen schon passiert? Wie viele Situationen sind uns eingefallen, wo man draußen auf dem Balkon steht und die Türen zum Wohnraum zuzieht. Was, wenn hier alte Leute urlaubten, die können nicht mal eben vom Balkon springen? Was ein Glück, dass die Nachbarn noch wach waren und so vertrauensvoll, mir zu öffnen, mitzukommen und zu helfen.
Danke, lieber Himmel, danke!
Hier geht es weiter mit Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Wie ging der Urlaub weiter?
Ihre Anja Kolberg
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