Lilo zum Leben erweckt - Ganz besondere Neuigkeiten
Seit Jahren träume ich davon, Lilo nicht nur digital mit der Maus in Photoshop und als Aquarell aufs Papier zu zeichnen, sondern sie wahrhaftig als dreidimensionale Figur zum Leben zu erwecken.
Wie ich das geschafft habe, davon erzähle ich dir hier:
Wer ist Lilo? Sie ist mein Mini-Ich und noch ein bisschen mehr. Lilo ist ehrlich, direkt und zeigt ihre Gefühle und Gedanken ohne Hemmungen. Was ich mich nicht traue auszusprechen, sagt sie. Ein bisschen wie das Ursprungs-Ich, das noch keine blockierenden Erfahrungen gemacht und sich ihre Offenheit und Authentizität bewahrt hat.
Hier vier von den weit über 1000 Zeichnungen, mit denen ich Artikel für meinen Frauencoaching-Blog seit 2006 illustriert habe und zwei Motive aus den Lilo-Tischkalendern, welche es seit 2019 gibt:
Ein klitze kleines bisschen sammelte ich als Jugendliche mal Erfahrung im Puppenbau: Zu Weihnachten habe ich mit viel Spaß und Eifer für meine Großeltern Figürchen gebastelt. Die sahen ihnen zwar nicht wirklich ähnlich, aber Wille und die Freude zählen.
Ich werde nie das glückliche Gesicht meines Opas vergessen, als er mit der Puppe im Arm Richtung Bett ging, wovon ich sogar ich Foto habe. Es war Opas letztes Weihnachtsfest. Ich bin heute noch dankbar, dass ich damals in den Herbstferien meine Idee umgesetzt habe. Hier sind die beiden Goldstücke - ca. von 1988, die heute immer noch einen Ehrenplatz in Omas Vitrine haben:
Lilo wollte ich nun als professionelle Figur anfertigen, die auch ihren Mund bewegen kann. Wer könnte mich dabei unterstützen?
So stieß ich vor einigen Jahren auf die Seite von Norman Schneider, der sowohl Puppenspieler ist (u.a. Grobi für die Sesamstraße, rosa Bärchen Kaptain Blaubär), als auch Figuren fürs Fernsehen, Produktionen und die Bühne baut (u.a. Giraffenaffen, Rabe Rudi, Grüffelo, Otto Grün für Max Raabes Musikvideo "Küssen kann man nicht alleine", Bühnenbild für Atze Schröder und Martin Rütter. In New York hat er Kermit mit gebaut).
Ein Mensch, der sich auskennt! Einige seiner Arbeiten als Zeichnung:
Der Figurenschneider mit einer goldigen Eule Valium in seinem Atelier:
Norman Schneider bietet neben seinen Auftragsarbeiten Gruppen- und Einzelworkshops an, in denen sich die Teilnehmer eine Klappmaulpuppe (klappt Mund auf und zu) basteln können. Und letzteren habe ich mir als Belohnung für das harte letzte Jahr geschenkt: Fünf Tage im Atelier des Figurenschneiders!
Wer meinen Blog liest oder meine Geschichte, der weiß: Ich wollte mal Schneiderin und Designerin werden. Beruflich wurde daraus nichts - "lern erst was Vernünftiges...". Die Liebe zu Stoffen, zum Nähen, zum kreativen Gestalten ist geblieben. Kannst du dir vorstellen, was es für mich für ein Highlight ist, zumindest eine zeitlang in einem Atelier arbeiten zu können? :-)
Wow, war ich aufgeregt. (Reisen als Hochsensible ist ja nochmal ein Thema für sich.) Ich hatte vorab eine Materialliste bekommen und den Wagen mit Stoffen, Kleber, Farben, Nähmaschine und meiner Lilo auf Papier als Entwurf beladen.
So machte ich mich auf den Weg ins idylliche Spargeldorf Füchtorf, das zwischen Osnabrück und Münster liegt. Dort fand der Einzelworkshop statt.
In einer nahe gelegenen Pension auf einem ehemaligem Bauernhof hatte ich ein Zimmer für die Zeit bezogen.
Montag morgen begann meine Auszeit im schicken und lichtdurchfluteten Atelier des Figurenbildners und ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte, so viel Schönes gab es zu entdecken. Alleine mit Gucken hätte ich Stunden verbringen können: Bücher, Zeichnungen, Figuren, aufwändige Kostüme und so viele liebevolle Kleinigkeiten ... Daran spüre ich, dass jemand wirklich mit dem Herz bei der Arbeit ist. Einige Eindrücke ...
Mutter Natur mit einem gütigen Blick und einigen der vielen Detailarbeiten.
Dieser süße Opi saß auf der Treppe. Sogar echte Schuhe hat er an:
Und dieser Monster sieht gar nicht gruselig, sondern zum Knuddeln aus:
Aber ich war ja nicht nur zum Staunen, sondern zum Arbeiten da. :o) Schöne Arbeit!
Ob es mir gelingen würde, Lilo wirklich als Figur in den fünf Tagen fertig zu bekommen? Das ist natürlich vorher nicht absehbar. Es hängt davon ab wie aufwändig die Klappmaulfigur werden soll und wie geübt der Mensch ist, der sie zum Leben erwecken will.
Zum Glück ist mir die Arbeit mit Nadel und Faden und der Nähmaschine vertraut. Aber würde das reichen? Und würde Lilo noch ein Kleidchen anbekommen oder käme sie aus Zeitmangel nackig mit nach Hause?
Wir wird Lilo aussehen? Würde es gelingen, ihre einfache, klare Art in die Dreiminensionalität zu transportieren? Fragen über Fragen spukten mir durch den Kopf.
Ich habe in der Woche gelernt, dass Puppen einen eigenen Kopf haben, also: Loslassen und Lilo Raum geben. :-)
Wir besprachen meine Vorstellungen und schon ging es los: Schaumstoff nach Muster zuschneiden, Kleber auspacken und so nahm Lilos Kopf und Körper die nächsten Stunden immer mehr Gestalt an.
Mir fiel dabei auf wie sehr mir das räumliche Vorstellungsvermögen fehlt. Zum Glück gab es Anleitung vom Meisterbauer. ;o)
Hier ein Zwischenschritt der Lilo-Figur am ersten Abend: Die Grundstruktur steht.
Am nächsten Tag wurde der Kopf mit hautfarbenem Stoff überzogen und die Nähte von Hand geschlossen. Auch Ohren wurden gefertigt. Am Abend sah Lilos Kopf dann so aus:
Erst dachte ich: Huch, sieht - so drappiert mit den Ohren - aus wie ein Äffchen. Aber ein Süßes! Die Augen und das kleine Stupsnäschen sind schon erkennbar.
Der Kopf braucht eine bestimmte Größe, damit ich mit der Hand von hinten den Mund öffnen und schließen kann. All das wurde an dem Tag vorbereitet. Spannend! Abends fiel ich müde und glücklich ins Bett.
An Tag 3 wurde zuerst der weiche Schaumstoffkörper mit Stoff bezogen, dann ein Hals genäht und mit dem Kopf verbunden.
Weil ich nicht erwarten konnte, wie ihr Gesicht aussieht, habe ich danach verschiedene Augenformen und Augenbrauen ausprobieren dürfen. Gar nicht so leicht, meinen Zeichnungen nahe zu kommen. Meine Lilo male ich zu 90% mit Strichaugen. Wäre es möglich, die bei einer Puppe darzustellen? Hm, knifflig. Vielleicht wäre die Entscheidung für das richtige Gesicht einfacher, wenn die Haare schon mal auf dem Kopf wären?
Lilo ist ein Mini-Me, also eine Miniabbild von mir selbst und so ist haben sich auch ihre Haare mit den Jahren verändert: Je nach meiner Frisur sind sie mal kürzer, mal länger. Waren sie auf früheren Zeichnungen noch braun, sind sie inzwischen vorne hell- und hinten dunkelgrau, so wie bei mir.
Ich wollte, dass die Puppe meine Haare hat, deswegen war hell- und dunkelgraue Wolle in meinem Gepäck. Und nun? Wie sollte ich sie auf dem Kopf befestigen? Norman hatte (natürlich) eine super Idee, wie ich die Haare abbilden könnte, so dass auch Locken bzw. Volumen entstehen, denn ich habe ja ziemlich "Wolle" (viele Haare) auf dem Kopf.
Das Ergebnis gefällt mir megagut. Wow, hat Lilo die Haare schön. Kommt meinen ziemlich nahe. :-)
Und dann war auch die Entscheidung für die Augen einen Schritt leichter: Die Strichaugen sahen einfach nicht aus. Norman hatte die Idee, schwarze Kugeln zu nehmen und das passte. Bin ganz verliebt in das Ergebnis am dritten Abend. Diese Grübchen. Süß!
Beim Zeichnen kann ich Lilos Emotionen ganz einfach mit ein paar Strichen darstellen. Eine dreidimensionale Puppe ist relativ festgelegt: Ich kann ihr nicht schnell ein trauriges Gesicht machen oder ein lachendes. Deswegen fiel die Entscheidung auf ein freundliches Gesicht, weil Lilo in erster Linie da ist, um Freude zu bringen. Und ich finde, auf dem Bild hat sie ein herrliches Grinsen!
Weiter ging's am vorletzten Tag mit der Anfertigung von Armen und Beinen. Da war wieder viel Nähen mit der Hand angesagt, was mir viel Spaß macht. Es hatte so etwas gemütliches von früher: Beisammen sitzen, handarbeiten und erzählen. Himmlisch!
Sehen ihre Füßchen nicht einfach zuckersüß aus? Ich könnte quietschen vor Freude:
Glaub mir, ich hätte diese Arbeit immer weiter machen können, so sehr hat mir das Nähen gefallen. Es tut so gut, im eigenen Element zu sein:
Am finalen Tag bekam Lilo ihr Make-Up, Arme und Beine wurden befestigt. Und ich hatte wahrhaftig noch Zeit, ein Kleidchen für sie zu nähen. Natürlich im typischen Lilo A-Stil und in Grün und mit einem Herzchen vorne drauf.
Und dann war die Zeit vorbei. Die Tage sind gerast und ich hatte Lilo wahrhaftig fertig bekommen. Nur einige Kleinigkeiten will ich zu Hause noch fertig machen. Juchuuuuu!
Ich bin so dankbar für die tolle Zeit im Figurenschneider-Atelier. Mein Highlight in diesem Jahr!
Danke, Norman, für all deine Tipps, die tolle Atmosphäre, den Blick hinter die Kulissen und dein sonniges Gemüt! Ohne dich wäre Lilo nicht so schön geworden und ich wäre so manches Mal schier verzweifelt. ;o)
Lilo findet ihren "Onkel" Norman dufte.
Unten zeigt der Puppenspieler sein Können mit der Eule Valium. Normans Mimik und Valiums Bewegungen: Herrlich.
Das kann ich nun üben, denn ich habe null Erfahrung im Puppenspielen - aber jede Menge Freude im Gepäck, es zu lernen: Wie halte ich die Puppe richtig? Welche Stimme wird Lilo haben? Mein eigener Weg wird sich Schritt für Schritt entwickeln.
Stolz saß Lilo Freitag Nachmittag neben mir auf dem Beifahrersitz und wir zwei fuhren glücklich nach Hause - in ein schönes gemeinsames Leben!
Mein Mann ist ganz vernarrt in Lilo und findet, sie sieht so toll aus, dass sie gleich in der Sesamstraße auftreten könnte. :-))
Zuerst bauen die Puppe Lilo und ich nun eine Beziehung auf, ich will sie besser kennen lernen. Darauf freue ich mich sehr. Ich brauche dafür immer etwas Zeit und dann lasse ich einfach nicht mehr los und bin eine sehr treue Seele.
Mal sehen, wohin unsere Reise führt. Ich habe jetzt schon einfach Spaß mit ihr und ihr Gesicht, ihr Blick sind einfach zum Knuddeln!
Glückliche Grüße von der Puppenmama
Anja
PS: Wenn du dich über die Arbeit von Norman informieren willst: figurenschneider.de Alle Fotos aus dem Atelier mit Erlaubnis von Norman Schneider. Dies ist keine Werbung, sondern Ausdruck meiner puren Freude für diese schöne Zeit und eine Dokumentation des Schaffensprozesses meiner Lilo!
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