Oh ja, ein Sturm!
Mein Wunsch, in unserem Urlaub in Dänemark einen Sturm zu erleben, weil ich dann die Natur und die Kraft der Gezeiten, des Meeres und des Windes noch mehr spüren kann, erfüllte sich in der ersten Woche. Immer wieder zogen dunkle Wolken auf. Es war kaum einzukalkulieren, ob wir bei einem Spaziergang trocken bleiben würden oder nicht. Kurz: Es regnete zwischen den Schauern. :o)
Und als es ganz arg ums Haus stürmte, sich die Halme des Strandhafers zur Erde bogen, sich alles im Wind bewegte, was nicht felsenfest war, da zog ich mir die Regenjacke über und stapfte kurzentschlossen die 150 Meter zum Strand. Ich wollte sehen, was auf der anderen Seite der Düne abgeht. Oben auf dem Hügel angekommen, war meine Hose schon von der linken Seite, aus der der Wind kam, nass. Die Regenjacke hielt dicht.
Über mir segelten die Möven die Dünespitze entlang. Ich spürte wie sie diese Bewegung im Sturm genossen. Kaum Anstrengung, treiben lassen.
Dann der Blick aufs Meer. Wow! Der Himmel von grauen und dunkelblauen Wolken überzogen. Das Meer dunkelblau bis vorne grünbraun, vom Strand getrennt durch einen breiten weißen Streifen Gicht. Diese Wellen. Das Wasser türmte sich hoch auf und krachte hinab. Boah! Das innere Kind in mir flippte aus vor Freude und Neugier und Teilhaben wollen. Runter ans Wasser. Genial. Es war so unglaublich laut.
Ich stellte mich mit meinem ganzen Körpergewicht gegen den Wind und wurde gehalten. Direkt in die Sturmrichtung zu schauen, nahm mir erst mal den Atem, so stark der Druck. Der nächste Regenguss kam herunter. Durch den Sturm flogen die Regentropfen waagerecht. Ich drehte mich so, dass wenigstens mein Gesicht das Wasser nicht direkt abbekam und fühlte, wie der Regen gegen meinen Rücken prasselte und langsam durch die Jacke drang. Die Jeans fühlte sich so schwer an, klebte an den Beinen. Wasser sammelte sich in meinen Schuhen. Mein Gesicht war auch nass, Wasser tropfte mir von der Nasespitze. Ich habe mich so lebendig gefühlt und habe laut gejuchzt und mich gefreut, "Ja, ich liebe es! Das ist so geil! LEBEN!" gerufen und Videobotschaften für liebe Menschen mit dem Handy aufgenommen, um sie teilhaben zu lassen, wie schön dieses Gefühl ist, dort jetzt am Meer im Sturm zu stehen, nass zu werden und diesen Moment zu genießen. Mit der Erde verbunden. Total da - bei mir. Bevor ich losgeschrieen habe, schaute ich mich mal kurz in alle Richtungen um.
Waren zu Beginn meines Ausflugs noch einige Menschen am Strand (Sogar zwei ganz mutige, die ins Wasser gingen. Ich habe davor und danach, selbst bei schönem Wetter keinen mehr gesehen, der das gemacht hat.), war bei dem argen Nass von oben keine Menschenseele außer mir mehr da. Die Wellen peitschten so hoch. Der Sand flog in Nebelschwaden über den Strand und klebte sich an meine Hose. Mir war kalt, ich war klatschnass, doch es war mir egal oder ich nahm es hin. Auf dem Video bin ich nur am Grinsen, lache, bin voller Energie. Ich werde schon wieder ganz kribbelig, wenn ich daran zurück denke. Danke Himmel, dass ich das erleben durfte.
Als ich nach einer Stunde zurück ins Haus bin, wo mein Mann inzwischen schon den Kaminofen beheizt hatte, war jeder Schritt doppelt so schwer. Meine Kleidung hatte so viel Regen aufgenommen. Selbst meine Unterhose war nass. :o) Es brauchte zwei Tage, bis Jacke, Hose und Schuhe wieder vollständig trocken waren.
Ich grinse, während ich das schreibe, weil ich mir gerade die Videos angeschaut habe und denke:
Nicht den Regen und den Sturm des Lebens meiden, Anja. Rein und das volle Leben spüren!
Welch stärkende und bereichernde Erfahrung.
Herzlich,
Ihre Anja Kolberg
PS: Hier mein erster Bericht aus dem Urlaub Zurück aus meiner Heilwelt: Das Meer.
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Thema: Blog - 2015, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Wetterkapriolen
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