Schmöker-Tipp: Das Lavendelzimmer

Da ist er endlich! Der zweite Roman von Nina George. 'Die Mondspielerin' war mein Schmöker-Highlight in 2010.

Darum geht es in dem Buch:

Jean Perdu ist mit Leib und Seele Buchhändler in Paris. Nicht in irgendeinem Geschäft, sondern auf der 'pharmacie littéraire', einer schwimmenden Buchapotheke - beheimatet auf einem von ihm eigens vor 20 Jahren umgebauten Lastkahn. Er hat das Talent Bücher passend zu dem, was die Menschen gerade brauchen, zu verschreiben (ein Buch zum Weinen... zum Trösten...).

So gut sich Perdu in die Gefühlswelt anderer Menschen einfühlen kann, so schwer fällt es ihm, Gefühle zuzulassen. Denn in seiner kargen Stadtwohnung gibt es einen verschlossenen Raum - das Lavendelzimmer. Er hat es seit dem Tag vor über zwanzig Jahren, als seine große Liebe Manon ihn von heute auf morgen verlies, nicht mehr betreten. Und wie er dieses Zimmer verschloss, so sperrte er auch all seine Gefühle ein.

Als im Haus eine neue Mieterin einzieht, kommt er ungewollt wieder damit in Verbindung: Sie hat keine Möbel und die emsigen Damen im Hause fragen Perdu, ob er nicht ein Möbelstück übrig hat. So entschließt Perdu sich unter Qualen das Zimmer zu öffnen und nicht nur Erinnerungen treten zurück in sein Leben, auch der letzte Brief von Manon, den er nie öffnete...

Ein Stein kommt ins Rollen, der sein Leben auf den Kopf stellt und das völlig anders als er hofft.

Meine Meinung:

Ein herrlicher Sommerschmöker!

Auch wenn es eigentlich nur eine Nebensache ist: Wie im ersten Buch ein herrlicher Umschlag mit lilafarbenen Blättern zu Beginn und zum Ende. Das Auge liest mit. :o)

Die Idee des 'Bücher-verschreibens' finde ich genial. Ein Zitat aus dem Buch, als Perdu einer Kundin ein gewünschtes Buch nicht verkaufen will, dafür ein anderes empfiehlt:

'Sie brauchen ein Zimmer für sich allein. Nicht zu hell, mit einer jungen Katze, die Ihnen Gesellschaft leistet. Und dieses Buch, das Sie bitte langsam lesen. Damit Sie sich zwischendurch ausruhen können. Sie werden viel nachdenken und vermutlich auch weinen. Um sich. Um die Jahre. Aber es wird Ihnen danach bessergehen. Sie werden wissen, dass Sie jetzt nicht sterben müssen, auch wenn es sich so anfühlt, weil der Kerl nicht anständig zu Ihnen war. Und Sie werden sich wieder mögen und nicht hässlich und naiv finden.'

In dem Moment dachte ich mir nur: Ich will auch so beraten werden! Wo ist dieser Mensch - ich muss nach Paris. :o) Alleine für diese wundervolle Idee, liebe Nina George: DANKE!

Das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte, die auf eine wundervolle Reise Richtung Provence einlädt, wo ich einfach nicht mehr wegwollte. Wer schon mal auf Frankreichs Flüssen und Kanälen unterwegs war, wird vieles wiedererkennen - alle anderen werden Feuer fangen. Ich persönlich habe fast die Vermutung dem älteren Ehepaar aus der Schweiz, die Perdu in einem Hafen trifft, auch schon begegnet zu sein.

Das Buch handelt von einer verlorenen Liebe, von Freundschaft, von Trauer und der Auseinandersetzung damit, dem Aufbruch in etwas Neues, vom sich selbst wiederfinden und das zu tun, was sich richtig anfühlt, auch wenn der Verstand anderer Meinung ist.

Nur im ersten Drittel gab es eine ganz kurze Sequenz, wo ich es langatmig fand. Falls es Ihnen auch so geht: Es lohnt sich so sehr, weiter zu lesen!

Als ich tränenüberströmt die letzte Seite verschlungen hatte, wünschte ich mir einen Hinweis auf dem Cover: 'Achtung - führt zu Tränen!". Doch heute weiß ich, dass es gut so war, denn hätte ich es dann gelesen? Ich wäre wohl zurück geschreckt und hätte ein wunderbares Lesevergnügen verpasst. Das Leben lohnt sich, weil es so schön ist - und die Trauer gehört dazu.

Viel Freude beim Lesen!

Anja Kolberg

Titel: Das Lavendelzimmer
Autorin: Nina George
ISBN: 978-3-426-65268-8

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 13 Juni, 2013
Thema: Blog - 2013, 1. Halbjahr, Buch: Schmöker
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