Von einengenden Grenzen befreien - Auszeit 2.0

Ein sonniges Hallo aus Köln und ein Lebenszeichen während meiner Blogauszeit - meinem Experiment in diesem Spätfrühling.

Ich nenne sie meine "Auszeit 2.0", denn eine Auszeit von Coaching und Workshops mache ich schon seit einigen Jahren, doch keine Sorge, die Blogpause wird nicht so lange anhalten. In jedem Jahr lasse ich etwas los (siehe Blog - Loslassen), nur diesmal nichts Materielles wie Akten, Möbel oder Bücher, sondern einen eingefahrenen Tagesablauf und alte Verhaltensweisen.

Wie es mir damit geht?

Mal gut, mal schlecht. Gut, weil ich liegen gebliebenes wegarbeiten konnte. Schlecht, weil auch diese Arbeit zu Ende geht und das fehlende bloggen auch bedeutet, mehr Zeit zu haben. In dieser "freien" Zeit bin ich mit mir selbst konfrontiert - mit meinen Gefühlen, Träumen, Gedanken, Sorgen, Ängsten, weil eben die übliche Ablenkung fehlt. Das ist schwerer als gedacht und nicht wirklich angenehm, weil mir bewusst wird, was nicht rund läuft in meinem Leben. Es gibt viele Möglichkeiten, davor innerlich wegzulaufen, statt sich damit auseinander zu setzen. Ich habe das oft durch Essen von Süßigkeiten gemacht. Auch wenn ich diesen Kreislauf schon oft unterbrochen habe, schaffe ich es noch nicht gänzlich. Denn es ist anstrengend, sich den wirklichen Bedürfnissen und Themen zu stellen, die in solch stillen Momenten zu Tage kommen. Ich verstehe deswegen nur zu gut, wenn Menschen vor diesen schmerzlichen Gefühlen weglaufen, in dem sie sich betäuben (zum Beispiel durch Drogen und Alkohol) oder ablenken (zum Beispiel durch Internet, TV, Shoppen, Arbeit, Essen...).

Hatte ich bestimmte Erwartungen an meine Auszeit 2.0? Ja, dass ich so anfange, ein Buch zu schreiben.

Erfüllen sich diese Erwartungen bis jetzt? Nein. In meinem Kopf schreibe ich fast unentwegt, aber nicht "im wahren Leben".

Ob ich das Blogschreiben vermisse? Ja, sehr! Auch das Illustrieren. Mir wird bewusst, wie kostbar diese Momente für mich sind.

Warum mache ich weiter mit meiner Auszeit? Weil es sich weiterhin richtig und wichtig anfühlt und diese Entscheidung immer noch im Einklang mit meinem Inneren ist. Auch wenn es schwer ist, will ich nicht gleich aufgeben. Es ist nicht leicht, alte Verhaltensmuster aufzugeben, neue Wege zu beschreiten, mit sich selbst konfrontiert zu sein, statt sich abzulenken.

Doch genau dem möchte ich mich stellen. Auch die Erwartung, mit dem Buchschreiben zu beginnen, lasse ich langsam los. Ich befreie mich von meinen Erwartungen, soweit es geht. Es kommt mir vor wie ein Reinigungsprozess. Lässt sich die Seele reinigen?

Ich lasse Vorstellungen los, wie etwas zu laufen hat. Die Erwartung an mich, zu funktionieren und etwas sinnvolles (= Geld einbringendes) zu tun. Die Erwartung, Dinge anzufangen (= Buch schreiben). Die Erwartung, etwas sinnvolles zu tun, wenn ich schon "nichts" tue (= Haus & Garten auf Vordermann bringen, unterwegs sein, "tolle" Dinge erleben, für andere da sein).

Vor allen Dingen lerne ich, mich zu lieben, obwohl es nicht so läuft wie ich mir das erhoffe oder wie ich es von mir erwarte. Das ist mir ganz ganz wichtig und deutlich geworden: Mich zu lieben wie ich bin. Auch wenn ich unzufrieden bin, viel viel langsamer vorwärts komme, als mein Verstand das alles geplant hat, keinen Idealvorstellungen entspreche, andere verletze und ich oft anders bin, als ich sein möchte...

Ich hatte keine Vorstellung davon, wie mein Experiment sich anfühlt. Gut, dass ich es nicht vorher wusste. Ich hätte viel unternommen, damit ich es nicht wage...

Vieles, was mir früher wie eine Utopie vorkam (vegan essen, selbstständig sein, eine Auszeit machen...) fühlt sich, wenn ich es einmal mache, einfach und normal an. Das gefällt mir. Ich hoffe, ich freunde mich immer mehr damit an, einfach da sein zu dürfen, ohne mich zu werten.

Es gibt viele Abenteuer zu erleben. Dafür muss ich nicht wie einst Abenteurer in Expeditionen durch die Urwälder Afrikas oder Südamerikas aufbrechen, es reichen die kleinen (großen) Abenteuer, denen ich mich im Alltag stellen kann.

Grüße von ganzem Herzen!

Anja Kolberg

PS: Jetzt mache ich erst mal Mittagspause und schreibe später noch meine Kalender-Impulse für den Juni.

PPS: Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich in der Rubrik "Mir gefällt..." rechts immer wieder neue Links einstelle, die mir zwischenzeitlich gefallen und auffallen. Das Lied "Marching on" von Faux Paz gesungen, macht mich einfach glücklich und geht mir nicht mehr aus dem Ohr, ebenso wie viele andere ihrer Lieder, zum Beispiel "I can change" oder "Falling slowly" oder ... :o)

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 01 Juni, 2011
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Loslassen
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